Bostjans Flug
Endlich wieder richtige Literatur. Nicht nur erzählte Geschichten. Nicht nur, dass man dann darüber redet, was da alles vorgefallen ist und wer so jemand kennt und wer schon dort gewesen ist undsoweiter.
Sondern diese richtige Literatur beginnt so, dass man mit diesem Bostjan über Wiesenhänge schreitet und noch längst keine Vorstellung davon hat, wer das sein mag, dass man mit ihm in der Kirche sitzt und zu dem Mädchen hinüberschielt und noch nicht ahnt, was von den beiden zu halten ist und ob es sich überhaupt um Realität oder bloß um jugendliche Träumerei handelt, und weiß es selbst dann noch nicht, als man mit diesen beiden das leere Elternhaus umschritten hat, und weiß noch nicht einmal, was dabei überhaupt gesprochen wurde oder ob es im selben Schweigen stattfand wie das des am Kreuz thronenden Schweigers, und weiß gerade nur soviel, dass er trotz des Ungesagten diese Lina so fasziniert haben muss wie den Leser, der ihm nun bereits einen guten Teil des Buches gefolgt ist und es kaum weglegen kann, um Luft zu schnappen.
Und diese Literatur soll durchaus große Literatur genannt werden, weil sie eine Sprache hat, die in die Köpfe geht; weil die Literatur eigentlich im Kopf des Lesers stattfindet, in dem sich bereits Geschichten von vertrackten Kriegen und himmelsschreienden Ungerechtigkeiten, von menschlichen Abgründen und Aufbäumen dagegen, vom Zurückschlagen der Natur gegen den Menschen abzeichnen, von denen indes bisher nichts als mögliche Wegmarken vorliegen. Mit anderen Worten: Diese Literatur hat wie jede richtige Literatur Geist, und weckt Geist, und korrespondiert mit Geist. Man könnte es auch so sagen: Diese Literatur ist ein Gedicht. Kein verschlüsseltes Rätselgedicht, sondern ein Gedicht, dessen Worte Wege weisen, die dann der Leser geht, gehen kann, auch alleine, mitunter alleine, während das Gedicht bereits irgendwo abgebogen ist, und möglicherweise gelangt der Leser so einmal auf eine Lichtung, wo das Gedicht dann bereits auf ihn gewartet hat.
Solche Wegmarken sind von der Art wie Bostjans gedachter Griff mit der Hand in das Räderwerk der Zeit, um sie anzuhalten, und schließlich die wirkliche Verlangsamung mit Lisa, während der Leser auf Vergangenheitsreisen geschickt wird zu einem früher bewohnten Haus und einer sterbenden Kuh, um schließlich den Leser erst dann wieder zuzulassen, wenn Lina bereits wieder verabschiedet wird, ohne dass er auch nur von einem der beiden ein Wort gehört oder eine Geste gesehen hätte. Oder wie der hölzerne Schweiger am Kreuz, der nach bestimmten Ereignissen den Kopf gewendet habe, wie um etwas nicht mehr ansehen zu müssen oder sich von etwas abgewendet habe, das jedenfalls, und hier gibt sich das Gedicht unmissverständlich eindeutig, keinesfalls gutgeheißen werden konnte. Zwischen dem Schweiger und Bostjan gibt es eine Identität und ein Einverständnis, das dem Leser sofort einleuchtet, ohne dass er noch eine Ahnung hätte, oder vielleicht an dieser Stelle höchstens eine Ahnung, was hier nun eigentlich verschwiegen wurde.
Sondern diese richtige Literatur beginnt so, dass man mit diesem Bostjan über Wiesenhänge schreitet und noch längst keine Vorstellung davon hat, wer das sein mag, dass man mit ihm in der Kirche sitzt und zu dem Mädchen hinüberschielt und noch nicht ahnt, was von den beiden zu halten ist und ob es sich überhaupt um Realität oder bloß um jugendliche Träumerei handelt, und weiß es selbst dann noch nicht, als man mit diesen beiden das leere Elternhaus umschritten hat, und weiß noch nicht einmal, was dabei überhaupt gesprochen wurde oder ob es im selben Schweigen stattfand wie das des am Kreuz thronenden Schweigers, und weiß gerade nur soviel, dass er trotz des Ungesagten diese Lina so fasziniert haben muss wie den Leser, der ihm nun bereits einen guten Teil des Buches gefolgt ist und es kaum weglegen kann, um Luft zu schnappen.
Und diese Literatur soll durchaus große Literatur genannt werden, weil sie eine Sprache hat, die in die Köpfe geht; weil die Literatur eigentlich im Kopf des Lesers stattfindet, in dem sich bereits Geschichten von vertrackten Kriegen und himmelsschreienden Ungerechtigkeiten, von menschlichen Abgründen und Aufbäumen dagegen, vom Zurückschlagen der Natur gegen den Menschen abzeichnen, von denen indes bisher nichts als mögliche Wegmarken vorliegen. Mit anderen Worten: Diese Literatur hat wie jede richtige Literatur Geist, und weckt Geist, und korrespondiert mit Geist. Man könnte es auch so sagen: Diese Literatur ist ein Gedicht. Kein verschlüsseltes Rätselgedicht, sondern ein Gedicht, dessen Worte Wege weisen, die dann der Leser geht, gehen kann, auch alleine, mitunter alleine, während das Gedicht bereits irgendwo abgebogen ist, und möglicherweise gelangt der Leser so einmal auf eine Lichtung, wo das Gedicht dann bereits auf ihn gewartet hat.
Solche Wegmarken sind von der Art wie Bostjans gedachter Griff mit der Hand in das Räderwerk der Zeit, um sie anzuhalten, und schließlich die wirkliche Verlangsamung mit Lisa, während der Leser auf Vergangenheitsreisen geschickt wird zu einem früher bewohnten Haus und einer sterbenden Kuh, um schließlich den Leser erst dann wieder zuzulassen, wenn Lina bereits wieder verabschiedet wird, ohne dass er auch nur von einem der beiden ein Wort gehört oder eine Geste gesehen hätte. Oder wie der hölzerne Schweiger am Kreuz, der nach bestimmten Ereignissen den Kopf gewendet habe, wie um etwas nicht mehr ansehen zu müssen oder sich von etwas abgewendet habe, das jedenfalls, und hier gibt sich das Gedicht unmissverständlich eindeutig, keinesfalls gutgeheißen werden konnte. Zwischen dem Schweiger und Bostjan gibt es eine Identität und ein Einverständnis, das dem Leser sofort einleuchtet, ohne dass er noch eine Ahnung hätte, oder vielleicht an dieser Stelle höchstens eine Ahnung, was hier nun eigentlich verschwiegen wurde.
weichensteller - 1. Dez, 20:12