Eine Art Krimi. Das Matratzenhaus
Das eine ist die strenge Perspektivik. Als Leser steigst du derart in eine Figur, dass du ihre Weltsicht, ihr Zeitschema, ihre Beziehungen gar nicht mehr verlassen willst. Des Psychiaters Personal auf der Station. Die Söhne, die Frau. Und besonders die Patienten. Wie sie ihn als Menschen herausfordern. Wie er an seinen Grenzen ist. Da zeichnet sich als seine Kompetenz ab, das auszuhalten, die Hilf- und Ratlosigkeit, und dennoch nicht die Nerven wegwerfen und auf Bewährtes zurückgreifen. Gespräche. Das Team. Und Medikamente.
Der andere Mann ist der Kommissar. Auch seine Perspektive ist so streng, dass du sie ungern wieder verlässt. Da lebst du als Leser ein fremdes Leben und siehst mit fremden Augen, als wäre dir alles vertraut. Erst in der zweiten Buchhälfte fallen Bemerkungen über das Äußere einer Figur, und den Leser irritiert es nicht, als hätte er es schon immer gewusst.
Und selbst der Figurenwechsel verursacht zwar Orientierungsaufwand, wirft den Leser aber nicht aus der strengen Perspektivik. Er ist stets eingebettet in die Außensicht der anderen, der Kolleginnen mit ihren Eigenarten, der Frauen und besonders der Kinder.
Und die wären eigentlich das Hauptthema - als Töchter/Söhne der Protagonisten, als Opfer und Patienten, und auch als Protagonistin im Zwischenbereich des Dorfschauplatzes zwischen Klinik und Kommissariat. Und diese, die Kinderperspektive, ist vielleicht das Erstaunlichste dieser Literatur, nämlich ohne jede Psychologisierung und in reflexionsarmer Einfachheit - vielleicht am verwegensten in der grenzgängerischen Konzeption dieses Stücks Literatur.
Und von hier aus das zweite. Denn Kinderperspektivik ist vor allem eine bestimmte Sprache. Eine, die vieles ungenannt lässt. Die für vieles keine Worte hat. Oder falsche. Und diese Wortlosigkeit macht mehr den Krimi aus als der Herr Kommissar. Kinder als Zeugen, die nichts sagen. Kinder, die etwas gesehen haben, und nicht davon reden. Erwachsene, die auf ihre Art mit diesem Nichtreden umgehen. Mal klüger, mal weniger. Und dann vielleicht auf andere Weise hinter das Ungesagte kommen.
Nun, das Ungesagte ist das Zweite in diesem Stück Menschenliteratur. Jeder der Teilnehmer daran, jede Figur des Romans, sowie der Leser und die Figuren seiner eigenen Welt, haben ihre eigene berechtigte Sicht auf die Welt und nehmen sie als ganzes. Aber sie alle, wir alle, wissen nur wenig. Das hält diese Literatur stets offen. Das Ungesagte ist auch ein Ungewusstes, ein Entzogenes, ein Unverfügbares. Das präsentieren die Kinder uns, die Volksschulkinder und die pubertären, diejenigen mit Neonhaaren und Metallbehängen: die vollständige und undurchbrechbare Fremdheit in unseren eigenen Häusern und Dörfern in der Gestalt unserer Kinder. Unbegreiflich.
Das kann nicht einmal ein Krimi auflösen, diese Fremdheit bleibt
Der andere Mann ist der Kommissar. Auch seine Perspektive ist so streng, dass du sie ungern wieder verlässt. Da lebst du als Leser ein fremdes Leben und siehst mit fremden Augen, als wäre dir alles vertraut. Erst in der zweiten Buchhälfte fallen Bemerkungen über das Äußere einer Figur, und den Leser irritiert es nicht, als hätte er es schon immer gewusst.
Und selbst der Figurenwechsel verursacht zwar Orientierungsaufwand, wirft den Leser aber nicht aus der strengen Perspektivik. Er ist stets eingebettet in die Außensicht der anderen, der Kolleginnen mit ihren Eigenarten, der Frauen und besonders der Kinder.
Und die wären eigentlich das Hauptthema - als Töchter/Söhne der Protagonisten, als Opfer und Patienten, und auch als Protagonistin im Zwischenbereich des Dorfschauplatzes zwischen Klinik und Kommissariat. Und diese, die Kinderperspektive, ist vielleicht das Erstaunlichste dieser Literatur, nämlich ohne jede Psychologisierung und in reflexionsarmer Einfachheit - vielleicht am verwegensten in der grenzgängerischen Konzeption dieses Stücks Literatur.
Und von hier aus das zweite. Denn Kinderperspektivik ist vor allem eine bestimmte Sprache. Eine, die vieles ungenannt lässt. Die für vieles keine Worte hat. Oder falsche. Und diese Wortlosigkeit macht mehr den Krimi aus als der Herr Kommissar. Kinder als Zeugen, die nichts sagen. Kinder, die etwas gesehen haben, und nicht davon reden. Erwachsene, die auf ihre Art mit diesem Nichtreden umgehen. Mal klüger, mal weniger. Und dann vielleicht auf andere Weise hinter das Ungesagte kommen.
Nun, das Ungesagte ist das Zweite in diesem Stück Menschenliteratur. Jeder der Teilnehmer daran, jede Figur des Romans, sowie der Leser und die Figuren seiner eigenen Welt, haben ihre eigene berechtigte Sicht auf die Welt und nehmen sie als ganzes. Aber sie alle, wir alle, wissen nur wenig. Das hält diese Literatur stets offen. Das Ungesagte ist auch ein Ungewusstes, ein Entzogenes, ein Unverfügbares. Das präsentieren die Kinder uns, die Volksschulkinder und die pubertären, diejenigen mit Neonhaaren und Metallbehängen: die vollständige und undurchbrechbare Fremdheit in unseren eigenen Häusern und Dörfern in der Gestalt unserer Kinder. Unbegreiflich.
Das kann nicht einmal ein Krimi auflösen, diese Fremdheit bleibt
weichensteller - 6. Nov, 23:41