Der Rand macht das Bild
So wie ein schönes Bild von einem besonderen Bilderrahmen eingefaßt wird, so sagt der Rand der Gesellschaft sehr viel aus über die Menschen „in der Mitte“, über ihr Zusammenleben und ihre Umgangsformen. Ein Volk, das Menschen verhungern ließe, würde zeigen, dass es unfähig ist, seine Bevölkerung zu ernähren – oder die Nahrung gerecht zu verteilen. Das ist gottlob bei uns nicht so.
Was aber ist mit einem Volk, das seine Ungeborenen tötet? Das Ausländer einlädt, statt des eigenen Nachwuchses bei ihm zu leben und zu arbeiten, und diese dann loswerden will? Ein Volk, das Behinderte gar nicht auf die Welt kommen lassen will, und wenn doch, dann mit Mauern umgeben. Das seine Kranken nicht sehen will, und seine Sterbenden in weiße Zimmer sperrt.
Nun, es gibt viele Menschen, die sich aufopfernd bemühen um Alte, Kranke oder Sterbende. Die öffentliche Diskussion hat das leider nur in Eurobeträge fassen können, was doch menschliche Hingabe ist. Und auch wenn die von den gewinnorientierten Massenmedien verkündete „öffentliche Meinung“ nur Spaß und eigenen Vorteil sinnvoll nennt, gibt es doch sehr viele Menschen, die wissen, dass Glück und Sinnerfüllung eine Frage der Liebe sind. Menschen, die einander pflegen. Die darauf achten, dass ein anderer leben kann. Menschen, die auf die Suche gehen nach Schwierigen. Die sich Zeit nehmen. Die für Lebenschancen der ihnen Anvertrauten kämpfen. Die also zum Rand gehen, um die Mitte zu stärken.
Und denkt an die, die sich abmühen, damit wir zu essen haben. Nicht in klimatisierten Büros, sondern am Traktor, bei jedem Wetter, jeden Tag. Die mit der Natur umgehen können mit ihren Händen, und den Boden pflegen, damit dort wachsen kann, was uns nährt. Keine Industriearbeiter, die Küken auf Förderbänder stopfen oder Ferkel in Zwinger sperren zu Tausenden. Sondern Bauern, Landwirte, die seit Jahrtausenden dem Leben der Natur und des Menschen dienen. Und seht, wo sie selber stehen in unserer modernen, synthetischen Gesellschaft. Sucht ihre Produkte in den Supermärkten. Und begeht ihre Felder.
Die Wächter über den Rand sind in der Bibel die Propheten. „Hört dieses Wort, die ihr die Schwachen verfolgt und die Armen im Land unterdrückt!“, mahnt Amos (8,4). Ihre „Schuld war, dass sie in Überfluß zu essen hatten und in sorgloser Ruhe dahinlebten, ohne den Elenden und Armen zu helfen“, erklärt Ezechiel den Zusammenbruch der Gesellschaft (16,49). „Das ist ein Fasten, wie ich es liebe“, richtet Jesaja den Selbstzufriedenen von Gott aus, die obdachlosen „Armen ins Haus aufzunehmen!“ (58,7). Denn eigentlich, so verweisen sie alle auf das Gesetz, „sollte es bei dir gar keine Armen geben!“ (Dtn 15, 4). Jesus nennt die Armen selig und sucht vor allem sie und die Sünder. Denn eine Gerechtigkeit, die Gott anerkennt, kann sich mit verkommenen Rändern nicht abfinden. Denn Gottes Bild vom Menschen ist randlos.
Da wir wohlhabenden bürgerlichen Menschen uns vorwiegend mit uns selbst und unseren Bedürfnissen beschäftigen, sollen wir öfter auf die hingewiesen werden, die am Rand sind, fast schon unsichtbar und von Institutionen zugedeckt. Jemand wird sich schon kümmern, und die Allgemeinheit zahlt ohnehin. Gott aber schickt nicht Geld, sondern Menschen. Menschen, die lieben können. Und Gott bereitet Familien und Gemeinden, damit dort Menschen lieben lernen. Lernorte der Wahrnehmung, der Aufmerksamkeit. Des Hinschauens und Hingehens.
Als in den Pyrenäen die Mutter Gottes einem Menschen erschien, da war es nicht ein Bürgermeister oder Bischof, kein Firmenchef oder Chefredakteur, sondern ein vierzehnjähriges, asthmakrankes armes Mädchen. Durch sie, Bernadette Soubirous, sprach Maria zur ganzen Kirche und fegte sie rein wie mit einem Besen. Und Papst Benedikt ist ihr dorthin an den Rand gefolgt, zu den Kranken und Hoffenden, und hat sich dadurch selbst zum Rand rechnen lassen, was uns die Medien täglich vorzeigen: Ihr Christen, merkwürdige Sondererscheinung! Neidisch kommentiert die Nachrichtensprecherin im ZIB 1 am Sonntag: „Es kamen mehr Menschen als befürchtet....“! Sarkastisch titeln die Zeitungen mit „Papst im Land der Skeptiker“, um die eigene Skepsis hochzuhalten. So, liebe Christen, stellt man uns an den Rand. Im eigenen Land. Vor den Moslems, die unsere Skepsis und Dekadenz verachten. Vor den Ungläubigen und Zweiflern. Und vor den Suchenden, damit sie aufhören, weiter zu fragen. Kämpft dagegen, laßt euch nicht mundtot machen, aber verzagt nicht deswegen: Besser, am Rand zu sein, in guter Gesellschaft, als in der Mitte und leer.
Was aber ist mit einem Volk, das seine Ungeborenen tötet? Das Ausländer einlädt, statt des eigenen Nachwuchses bei ihm zu leben und zu arbeiten, und diese dann loswerden will? Ein Volk, das Behinderte gar nicht auf die Welt kommen lassen will, und wenn doch, dann mit Mauern umgeben. Das seine Kranken nicht sehen will, und seine Sterbenden in weiße Zimmer sperrt.
Nun, es gibt viele Menschen, die sich aufopfernd bemühen um Alte, Kranke oder Sterbende. Die öffentliche Diskussion hat das leider nur in Eurobeträge fassen können, was doch menschliche Hingabe ist. Und auch wenn die von den gewinnorientierten Massenmedien verkündete „öffentliche Meinung“ nur Spaß und eigenen Vorteil sinnvoll nennt, gibt es doch sehr viele Menschen, die wissen, dass Glück und Sinnerfüllung eine Frage der Liebe sind. Menschen, die einander pflegen. Die darauf achten, dass ein anderer leben kann. Menschen, die auf die Suche gehen nach Schwierigen. Die sich Zeit nehmen. Die für Lebenschancen der ihnen Anvertrauten kämpfen. Die also zum Rand gehen, um die Mitte zu stärken.
Und denkt an die, die sich abmühen, damit wir zu essen haben. Nicht in klimatisierten Büros, sondern am Traktor, bei jedem Wetter, jeden Tag. Die mit der Natur umgehen können mit ihren Händen, und den Boden pflegen, damit dort wachsen kann, was uns nährt. Keine Industriearbeiter, die Küken auf Förderbänder stopfen oder Ferkel in Zwinger sperren zu Tausenden. Sondern Bauern, Landwirte, die seit Jahrtausenden dem Leben der Natur und des Menschen dienen. Und seht, wo sie selber stehen in unserer modernen, synthetischen Gesellschaft. Sucht ihre Produkte in den Supermärkten. Und begeht ihre Felder.
Die Wächter über den Rand sind in der Bibel die Propheten. „Hört dieses Wort, die ihr die Schwachen verfolgt und die Armen im Land unterdrückt!“, mahnt Amos (8,4). Ihre „Schuld war, dass sie in Überfluß zu essen hatten und in sorgloser Ruhe dahinlebten, ohne den Elenden und Armen zu helfen“, erklärt Ezechiel den Zusammenbruch der Gesellschaft (16,49). „Das ist ein Fasten, wie ich es liebe“, richtet Jesaja den Selbstzufriedenen von Gott aus, die obdachlosen „Armen ins Haus aufzunehmen!“ (58,7). Denn eigentlich, so verweisen sie alle auf das Gesetz, „sollte es bei dir gar keine Armen geben!“ (Dtn 15, 4). Jesus nennt die Armen selig und sucht vor allem sie und die Sünder. Denn eine Gerechtigkeit, die Gott anerkennt, kann sich mit verkommenen Rändern nicht abfinden. Denn Gottes Bild vom Menschen ist randlos.
Da wir wohlhabenden bürgerlichen Menschen uns vorwiegend mit uns selbst und unseren Bedürfnissen beschäftigen, sollen wir öfter auf die hingewiesen werden, die am Rand sind, fast schon unsichtbar und von Institutionen zugedeckt. Jemand wird sich schon kümmern, und die Allgemeinheit zahlt ohnehin. Gott aber schickt nicht Geld, sondern Menschen. Menschen, die lieben können. Und Gott bereitet Familien und Gemeinden, damit dort Menschen lieben lernen. Lernorte der Wahrnehmung, der Aufmerksamkeit. Des Hinschauens und Hingehens.
Als in den Pyrenäen die Mutter Gottes einem Menschen erschien, da war es nicht ein Bürgermeister oder Bischof, kein Firmenchef oder Chefredakteur, sondern ein vierzehnjähriges, asthmakrankes armes Mädchen. Durch sie, Bernadette Soubirous, sprach Maria zur ganzen Kirche und fegte sie rein wie mit einem Besen. Und Papst Benedikt ist ihr dorthin an den Rand gefolgt, zu den Kranken und Hoffenden, und hat sich dadurch selbst zum Rand rechnen lassen, was uns die Medien täglich vorzeigen: Ihr Christen, merkwürdige Sondererscheinung! Neidisch kommentiert die Nachrichtensprecherin im ZIB 1 am Sonntag: „Es kamen mehr Menschen als befürchtet....“! Sarkastisch titeln die Zeitungen mit „Papst im Land der Skeptiker“, um die eigene Skepsis hochzuhalten. So, liebe Christen, stellt man uns an den Rand. Im eigenen Land. Vor den Moslems, die unsere Skepsis und Dekadenz verachten. Vor den Ungläubigen und Zweiflern. Und vor den Suchenden, damit sie aufhören, weiter zu fragen. Kämpft dagegen, laßt euch nicht mundtot machen, aber verzagt nicht deswegen: Besser, am Rand zu sein, in guter Gesellschaft, als in der Mitte und leer.
weichensteller - 2. Okt, 21:25