Donnerstag, 4. September 2008

An die Gemeinde von ....

Visionen von Πατμος



Ein Gefängnis war das einmal, ein Verbannungsort, diese Insel – und heute noch ist sie nur mit dem Schiff erreichbar, dreimal pro Woche. Den man hier kaltstellen wollte, diesen Propheten, als das Christentum zwar schon verbreitet, aber nur eine kleine Minderheit im Römischen Reich war, das war ein Mann namens Johannes. Aber einen überzeugten, leidenschaftlichen Christen auf einer Insel kaltstellen? Gerade hier hatte er seine Visionen, vom himmlischen Thron, vom Kampf der großen Tiere, von den sieben Posaunen und den Zornesschalen, vom Ende er Welt. Er schrieb sie auf und schickte sie in Briefen an seine Gemeinden in Kleinasien, der heutigen Türkei. Wir lesen sie heute im letzten Buch des Neuen Testaments, der Apokalypse, und finden sie an die ganze Kirche gerichtet.

Ihr Christen in Völkendorf, erfahrt, wie wir hier leben, inmitten der Griechen, die selbst Urlaub machen, und der Fremden, die hergekommen sind, weil diese kleine Insel ein Geheimtip ist mit wenig Attraktionen und kleinen Hotels. Kaum jemand von ihnen interessiert sich für die 365 Kirchen, eher für das Johanneskloster, dessen mächtige Mauern die Insel überragen und einmal Seeräuber abwehren sollten, aber den steilen Weg hinauf, und bis in die überraschend kleine Kirche gelangen dann doch nicht viele, wozu auch, ist nicht jede dieser orthodoxen Kirchen irgendwie gleich? Lieber bleibt man unten in Σκαλα - Skala, dem malerischen Städtchen am Hafen, mit seinen Gassen, Cafes und Tavernen, und geht einkaufen, essen und trinken – wie zu Hause.

Wer den Thron Gottes zu sehen vermag, und ihm standzuhalten: das sind nicht die unbeschwert schwatzenden Scharen, die dahin treiben und dorthin – da mußt du schon selbst aufrecht stehen können, lieber Christ. Zu solchen, die tun, was alle tun, spricht keine Stimme, oder sie erreicht sie nicht, die gehen, wo alle gehen. Sich selbst für einzigartig halten, genügt da nicht, und dann nur ein Abziehbild sein. Wer in den Thronsaal geladen wird, wird sich als Christ bewährt haben. Das Maß der Christen, hört das aus Patmos, ist nicht Erfolg oder Anerkennung, sondern Liebe und Hingabe, wie wir von Christus sehen, bis zur Selbstaufgabe, so sagt der Seher von Patmos. Und wenn ihr belächelt und verspottet werdet. Ihr gehört nicht zu jenen Selbstvergessenen, ihr gehört zu Christus. Ihr gehört ihm, laßt euch das gesagt sein.

Ich weiß schon, dass ihr viel leistet in eurer kleinen Gemeinde im großen Stadtteil, und dass ihr euch einsetzt für die Kranken, für die Alten, für die Kinder und Jugendlichen, sie sucht und auf sie zugeht, sie ansprecht und ihnen das Evangelium verkündet. Und dass ihr auch abgewiesen werdet an den Türen, und Mißerfolg und Spott einsteckt, zumindest einige von euch. Aber es sind auch solche, die alles recht leicht nehmen, weder kalt noch heiß. Passt auf, dass ihr eure erste Liebe nicht vergeßt, als ihr gläubig wurdet und Christus erkanntet, und wie ihr damals staunen konntet über seine Größe und Macht, als er doch als einfacher Mensch auf Erden wandelte. Werdet endlich wach, ihr Dämmernden, ihr Stolpernden, wacht auf und erblickt, was wahrhaft vorgeht in der Welt und in eurer Stadt! Der Hass gegen euch Christen ist größer geworden, man will euch schaden, wo man kann, man macht euch klein und erniedrigt euch, die Gegner des Papstes sucht man, wenn er spricht, des Bischofs, wenn er entscheidet, die Fehler der Priester, die Schwächen der Kirche – um von den eigenen Schwächen abzulenken. Aber nicht euch hassen sie, sondern Gott, der ihnen seinen Sohn ausliefert.

Seid getrost. Sie werden Gott nicht besiegen, nicht töten oder abschaffen, nachdem sie ihn zu einem Wunsch nervenschwacher Menschen erklärt haben. Diese Kräfte, die in der öffentlichen Meinungsbildung am Werk sind, und die sich der Journalisten, Politiker und Prominenz bedienen, die aus Menschen Konsumenten machen, aus Wählern Stimmvolk, die sind schwach und arbeiten deshalb geheim und versteckt. Sie scheuen Vernunft und Erkenntnis, und vor Gott wird ihr Stolz zerfließen.

Lasst euch gesagt sein: wenn ihr bei den Geretteten seid, die in den Thronsaal gerufen werden, dann seht ihr, wie viele ihr seid, nicht nur eine kleine Schar, wie es jetzt scheint, wenn ihr vereint sein werdet: ein ewiges Glück wird es sein, mit Gott auf seinem Thron, und eins mit sich und Ihm und Allem. Christen!

Seid gegrüßt und ermutigt aus Patmos.

Ich wollte sicher sein, dass ich nicht vergeblich laufe oder gelaufen bin

Gal 2, 2

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